Solange man noch fit genug ist und Interesse daran hat, kann man doch solche Veranstaltungen überall besuchen - warum braucht es da eine Veranstaltung extra für alte Leute?
Ansonsten ist es durchaus möglich und gern gesehen, wenn Vorschläge und ggf. auch Mithilfe zur Planung von Seiten der Bewohner und deren Angehörigen kommt... Andere machen und organisieren lassen und dann meckern, dass es den eigenen Geschmack nicht trifft, ist halt altersunabhängig sinnfrei.
Der sinnvollste Weg scheint mir daher tatsächlich, rechtzeitig in ein entsprechendes Domizil zu ziehen, nämlich dann, wenn man noch dazu in der Lage ist sich und seine Wünsche aktiv einzubringen.
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Thema: Altenheim - neue Formen
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06.04.2020, 13:57
AW: Altenheim - neue Formen
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"Mein PC schreibt nur noch Großbuchstaben..." "Haben Sie die Feststelltaste gedrückt?""Nein, das hab ich ganz allein gemerkt.... !"
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06.04.2020, 14:00
AW: Altenheim - neue Formen
In dem normalen staatlichen Altersheim, in dem meine älteste Freudin ist, gibt es solche Aktivitäten durchaus, Sylvester, Karneval und auch anlasslos.
Lassen Sie mich niemals in den gewöhnlichen Fehler verfallen, zu meinen, dass ich verfolgt werde, wann immer mir widersprochen wird. Ralph Waldo Emerson
Freiheit ist, wenn jeder sich auf seine Art zum Deppen machen kann.
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07.04.2020, 00:01
AW: Altenheim - neue Formen
Wenn man die "vorgesetzte Musik" nicht leiden mag, gibt es ganz banal die Möglichkeit den Raum zu verlassen, die Stopptaste drücken oder Stecker ziehen
Da sind manche Senioren so überhaupt gar nicht zimperlich: Da geht es bei uns im Seniorenwohnheim (ich vertrete die Mitarbeiterseite) zu, wie manchmal früher in der Familie, wenn das jüngere Kind nervtötend oft das Töröööö von Benjamin Blümchen erschallen lässt, der Teenager es nimmer hören kann und deshalb die seine Lieblingsband richtig laut dreht, Mama dann durch die Wohnung brüllt "mach das leiseeeer"....ich konnte auch schon nach versteckten CDs fahnden, wenn die zu oft im Gemeinschaftsraum gedudelt wurden und irgendwer sie nicht mehr hören mochte
--> Ansonsten richten sich die Angebote tatsächlich entsprechend der Nachfrage:
Die einen mögen gerne Klassische Musik -> alle 4 Wochen gibt es einen speziellen Treff "Freunde der Klassik" mit viel Musik zum Hören live auf dem Piano gespielt, aber auch mit Diskussionen/Hintergrundinfos rund um Komponisten/Musiker etc.
Wenn sich heraus stellt, dass mehrere Interesse an Blues oder Jazz haben, dann würde halt Jazz-Café oder Blues-Abend organisiert werden. Wiener Café Haus hatten wir auch schon oder Themen-Events z.B. nach Jahrzehnten.
Selbst zu Corona-Zeiten kommt die Live-Musik für Senioren nicht zu kurz: Am Samstag gab es auf der Wiese vor dem Haus ein Flötenkonzert und alle konnten mit schön viel Abstand durchs offene Fenster zuhören
Andere schauen lieber zusammen eine Oper im TV oder DVD
....aber: der aktuelle Stand ist derzeit noch, dass wir eben auch sehr viel Hochbetagte haben, die durchaus gerne Volksmusik hören oder Volkslieder gemeinsam singen mögenGeneration Rock scheint mehrheitlich noch fit in den eigenen 4 Wänden zu wohnen
Mit dem Essen könnte es durchaus eine Tücke werden, dass man im Speiseplan nicht so wirklich etwas findet, was man gerne mag. Unser Heimkoch wäre da durchaus vielfältiger als der aktuelle Plan, aber die Erfahrung zeigte z.B. dass Asiatische Küche derzeit nur bei wenigen ankommt und dann viele Portionen zurück in die Küche gehen und dann weg geworfen werden müssen. Somit ist die Asiaküche wieder vom Speiseplan verschwunden. Dafür hat es sich im Laufe der Jahre etabliert, dass es prinzipiell auch ein vegetarisches Gericht auf dem Plan gibt; Montags ist für alle Vegiday, auf Wunsch kann auch vegan bestellt werden.
Zumindest bei uns ist es auch möglich, gemeinsam zu kochen bzw. für sich allein mal etwas zu machen, wenn der Plan nicht schmackhaftes her gibt. Da wir unser warmes Essen vom Stammhaus angeliefert bekommen, gibt es leider nie Pommes auf dem Speiseplan, denn warm gehaltene Pommes bis sie dann auf dem Teller kämen, sind einfach nur bäääh -> Also machen wir ab und zu für die Senioren statt abends Brot dann "Pommesparty" - mit normalen Pommes, Süßkartoffelpommes, Ketchup/Majo oder auch Wunschdipp und Wunschgetränke.
Bei gibt es zwar eine feste Uhrzeit, wann das warme Mittagessen auf den Tisch kommt, aber ansonsten wird teils sehr zeitflexibel gegessen. Auch das warme Essen kann man zurück stellen lassen (ist dann später halt nicht frisch gekocht, sondern in Microwelle aufgewärmt). Man muss auch nicht täglich in den Speisesaal zum Frühstück, das wird auf Wunsch auch im Bett serviert
Was im Seniorenwohnheim an Aktivität passiert, dass entwickelt sich oft mit den jeweiligen Senioren zusammen: Die Mitarbeiter vom Betreuungsteam sind da durchaus flexibel und für Wünsche offen! Ebenso finden sich auch immer mal wieder Grüppchen mit gemeinsamen Interessen zusammen, die weil sie noch relativ fit sind, in Eigenregie etwas organisieren.
Wir haben z.B. auch begeisterte Fußball-Damen, die auch mal zum Bundesligaheimspiel mit dem ebenso begeisterten Mitarbeiter ins Stadion gehen. Kinobesuche, Theater oder was gewünscht ist auch möglich. Ab und so haben wir ganz "neumodisch" auch Impro-Theater bei uns im Heim.
Wenn es nach mir ginge, dann sollten Senioren zukünftig nicht in großen Heimen leben müssen! Die Gestaltungsmöglichkeiten in Senioren-WGs, die von ambulanten Diensten betreut werden (so wie es schon einige WGs speziell für Demenzbetroffene gibt), sind einfach vielfältiger und flexibler als bei großen Heimgruppen. Das erlebe ich selbst bei uns im Heim schon: mein Arbeitsbereich hat aktuell nur 10 Senioren, das ist wie eine Großfamilie oder WG (außerhalb von Coronazeiten haben wir Mo-Fr noch 7 Tagesgäste bei der Gruppe dazu). Auf den anderen Etagen im Haus sind es doppelt so viele Menschen und da muss manches zwangsläufig mehr nach Schema F ablaufen, weil man z.B. die pflegerischen Tätigkeiten für 20 Leute sonst nicht zeitlich organisiert bekommen, wenn alle immer völlig flexibel aufstehen/zu Bett gehen wollen.
Wenn es wirklich gut klappt im Mehr-Generationen-Haus, dann finde ich das auch nicht schlecht. Unserer Seniorenheim ist auch eine Generationenbrücke: es gibt im Haus einen Kindergarten (die Ganztagsgruppe wird bei uns zum Mittagessen verpflegt) und es gibt auch immer mal wieder gemeinsame Aktionen von Jung+Alt. Eine U3 Gruppe haben wir auch im Haus, die Minis nutzen im Sommer den Innenhofgarten von den Senioren, weil es auf dem Spielplatz vor dem Haus eher für die größeren Kinder ausgelegt ist.
Auch wenn es mich als Mitarbeiterin manchmal Nerven kostet: Ich wünsche mir sehr, dass Senioren ihre Individualität nicht an der Heimtür abgeben !!!!!LG WhiteTara
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07.04.2020, 00:24
AW: Altenheim - neue Formen
Ganz herzlichen Dank für deine Zeilen und auch die Mühe 💐
Es wird Zeit für eine neue Signatur
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07.04.2020, 06:00
AW: Altenheim - neue Formen
Das klingt wirklich gut, White Tara.
Meine Eltern /Schwiegereltern gehören zu den "jungen Alten", alle vier zwischen 70 und 76.
Aber sie könnten unterschiedlicher nicht sein, sowohl vom Alter als auch von den Interessen /Gesundheitszustand her.
Meine Eltern sind zwar jünger, es gibt da aber jetzt schon Probleme mit Haus und Garten.
Beides ist riesig - ehemaliges Bauernhaus halt - und sowohl drinnen als auch draußen ist von ihnen nicht mehr zu bewältigen.
Obwohl genügend Schwiegerkinder und Kinder in Nähe sind, wollen sie partout keine Unterstützung. Selbst wenn es gar nicht mehr anders geht - ein alter Baum hat den Sturm nicht überstanden und droht auf das Hausdach zu stürzen, die Gemeinde hat schon die Beseitigung der Gefahrenquelle angemahnt - gibt jedes "Das machen wir jetzt" ein unglaubliches Theater mit uns Kindern.
Da das Haus samt Gelände seit zwei Jahren unserer jüngsten Schwester gehört, setzt sie sich im Extremfall schon mit energischem "Das ist mein Haus!" durch und bestellt Handwerker, Gärtner und Putzdienst, um zb das Bad umbauen zu lassen oder der Garten auf Fasson zu bringen. Aber es gibt jedesmal Theater, das seniorengerechte Bad brachte 4 Wochen Gezeter meiner Eltern ein.
Meine Schwiegereltern sind da wirklich vernünftig und haben sich vor 4 Jahren, als meine Schwiegermutter nach einer Knie OP wochenlang in der Wohnung festsaß (die Treppe), nach einer Wohnung umgesehen, die etwas "seniorengerechter" ist.
Sie wären auch gern in eine Wohneinrichtung gezogen, es gibt ja Einrichtungen, die vom komplett eigenständigen Wohnen über Wohnen mit der Möglichkeit, an den gemeinsamen Mahlzeiten teilzunehmen bis hin zur Pflege alles quasi "unter einem Dach" anbieten - aber das war in der Variante "völlig eigenständig wohnen" einfach nicht finanzbar, selbst wenn alle Söhne einen Teil monatlich hinzugegeben hätten. Mit Pflegestufe ginge es dann wieder.
Ich glaube, da gibt es für Normalrentner auch sowas wie eine Finanzierungslücke.
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07.04.2020, 06:45
AW: Altenheim - neue Formen
Ich glaube, man muss hier auch wirklich zwischen den Einrichtungen unterscheiden.
In das klassische Altenheim- davon war ja im Titel die Rede- kommen doch normal die Menschen erst dann, wenn sie wirklich kaum noch "können".
Entweder körperlich viel Hilfe benötigen oder auch geistig nicht mehr alleine bleiben können.
Die Menschen kommen meist nicht mit dem Wunsch dort hinein, sondern weil es nicht mehr anders geht.
Das ist ein riesiger Unterschied zu Senioreneinrichtungen, in die man noch richtig fit zieht und sehr gut am Leben teilnehmen kann.
Das sich alles anpasst, glaube ich schon, warum sollte auf Stationen später nicht die Musik aus den 70ern, 80ern spielen?
Und wenn genug wollen, wird es auch Ausflüge sonstwohin geben- es ist doch nur eine Frage der Nachfrage- wenn es genug wollen, wird es kommen.
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07.04.2020, 07:01
AW: Altenheim - neue Formen
Ein sehr schöner Bericht von WhiteTara !
Es sollte auch mal Schluss ein mit den vielen "Schauermärchen" über Pflegeeinrichtungen! Ich gebe zu, mich hat auch meist ein Unbehagen überkommen, wenn ich an den Zustand "Pflegebedürftigkeit" gedacht habe, aber seit meine Mutter in einer Pflegeeinrichtung untergebracht ist und ich ein bisschen Einblick habe, habe ich keine Angst mehr.
Klar mag es Missstände geben und Einrichtungen, wo es nicht so optimal läuft, aber ich denke doch, in den meisten Fällen wird das Leben im Sinne der älteren Menschen gestaltet. Einzelzimmer sind heutzutage Standard, sodass jeder sich zurückziehen und die bevorzugte Musik hören oder Filme etc. anschauen kann. Platz genug, um ein oder zwei weitere Personen´dazu ins Zimmer "einzuladen" gibt es häufig auch.
Die Mitarbeiter/innen sind ausnehmend engagiert, vom Pflegepersonal bis zur Küchenmannschaft. Problematisch sind ab und an eher die Angehörigen(!), die den Terz machen und bisweilen etwas überzogene Ansprüche haben (habe ich bei mir vor Ort schon erlebt). In einer Gruppe kann es nunmal nicht immer nach den Mödelchen einzelner gehen, aber es wird sehr viel möglich gemacht.
Wobei ich sagen muss: hier vor Ort hat die Einrichtung eine ausreichendeZahl an Mitarbeiter/innen, das ist offenbar nicht überall so. Wenn der Stress noch mehr wächst, dann sieht es sicher nochmal anders aus.
Gruß ElliGeändert von elli07 (07.04.2020 um 07:13 Uhr)
Auf der höchsten Stufe der Freundschaft offenbaren wir dem Freunde nicht unsere Fehler, sondern die seinen (F. de La Rouchefoucauld, 1613-1680)
Fürchte dich nicht vor einem großen Schritt. Mit zwei kleinen lässt sich keine Schlucht überwinden (David Lloyd George)
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07.04.2020, 13:35Inaktiver User
AW: Altenheim - neue Formen
Ich komme immer wieder auf eines zurück:
nur unter Altern zu sein ist furchtbar.
Schon wenn ich das seh graust es mir.
Dabei finde ich die Angebote alle durch die Bank sehr gut.
Es ist doch nicht normal sich nur in einer Altersgruppe zu bewegen?
Ich weiß dass es nicht okay ist so wie ich zu denken:
Aber, für mich ist das der Vorhof zur Hölle.
Beschäftigt werden, das allein schon schraubt meinen Blutdruck in die Höhe?
Es riecht auch unter Alten immer so speziell.
Und leider - sind die Menschen da untereinander auch meist nicht so verträglich.
Mir hatte schon mein Ausflug in eine Senioren-Tagesstätte gereicht.
Da war ich zum Singen, in einem Chor.
Ein Jahr lang. Das reicht mir fürs Leben.
Und - mich beschleicht eben doch der Gedanke des Abgeschobenseins wenn ich an Altenheime denke.
Das Leben außerhalb mag mit zunehmendem Alter beschwerlicher werden und sein.
Das finde ich aber eben normal - und der Lauf des Lebens.
Andere dürfen das gerne anders sehen.
Aber, meine Meinung ist das nun mal.
Ich stelle mir im Nachhinein es auch ganz anders vor, meine Oma im Altenheim besucht zu haben - oder bei sich zuhause.
Und ich muss immer an dieses schöne alte Lied denken:
hab mein Wagen voll geladen...voll
Es gibt bestimmt immer Ausnahmen.
Die beste Freundin eines meiner Töchter hatte ihre Oma stets und gerne in einem Seniorenheim besucht.
Die war und blieb einfach ein feiner Mensch.
Also - verallgemeinern möchte ich das nicht.
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07.04.2020, 13:53
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08.04.2020, 07:37
AW: Altenheim - neue Formen
Paelzern, kannst du aus den zahlreichen Antworten zu deinem Strang etwas für dich mitnehmen ?
Gruß ElliAuf der höchsten Stufe der Freundschaft offenbaren wir dem Freunde nicht unsere Fehler, sondern die seinen (F. de La Rouchefoucauld, 1613-1680)
Fürchte dich nicht vor einem großen Schritt. Mit zwei kleinen lässt sich keine Schlucht überwinden (David Lloyd George)