Hallo,
ein schöner Strang, Lizzie!
Auch ich fühle mich angesprochen, bin aber noch mittendrin, mit ordentlich Kraftanstrengung "meinen" Hebel umzulegen. Von "Es anderen recht machen" hin zu "den eigenen Bedürfnissen entsprechend handeln". Es knirscht ganz gewaltig, denn 35 Jahre war der Hebel in der alten Position. Und manchmal wünsche ich mir etwas "Schmiere".Die neue Position wirkt auch nicht immer so erstrebenswert, es ist anstrengend: für mich selbst einstehen, auch dann, wenn andere damit nicht so einverstanden sind.
Was den Prozess betrifft:
Ein wichtiger Teil ist bei mir, nicht nur die Ratio zum Einsatz zu bringen, sondern auch meine Gefühle als "Radar" zu empfinden. Ich meine damit nicht ausschließlich das typische "Auf-den-Bauch-hören", sondern meine Gefühle wahrzunehmen, auf die Situation zu beziehen und zusammen mit dem Kopf meine Erkenntnisse daraus zu ziehen.
Mir geht es übrigens so, dass ich diesen Prozess ganz oft nicht bewusst gestalten kann (da kommt mir dann meine Kopflastigkeit wieder ins Gehege), vieles spielt sich "im Untergrund" ab, wühlt dort, bewegt - und irgendwann wird mir klar, was das alles zu bedeuten hat.
Oft geht es mir so, dass sich ein Thema, ein Problem löst, während ich eifrig dabei bin, mich mit etwas anderem zu beschäftigen...
Wie ist das bei Euch - ist das bewusster? Plant ihr das ein Stück weit, so ein wenig "Früher habe ich so und so reagiert, jetzt probiere ich mal diese Reaktion aus"? Um es dann quasi zu üben?
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02.08.2010, 12:37Nancissimagelöscht
AW: Welche Hebel habt ihr gerade erfolgreich umgelegt?
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02.08.2010, 12:42
AW: Welche Hebel habt ihr gerade erfolgreich umgelegt?
Aber ja...das werden sie.
Nur nicht aufgeben! Ich benutze da gerne die Metapher von
den neuen Straßen die man in seinem Bewusstsein bauen muss:
Die alten Straßen sind die alten Verhaltensmuster mit denen
man einfach nicht mehr glücklich ist weil sie einen nirgendwo
hinführen.
Die neuen Straßen muss ich erst bauen...ich baue sie immer
weiter aus, indem ich mit einem Stein anfange auf dem ich
stehe und vor mir den zweiten Stein lege, dann stelle ich mich
auf den zweiten Stein und lege einen dritten an...und immer so
weiter.
Mit jedem Schritt baue ich meine Straße weiter...und es ist
gar nicht so schlimm wenn ich mich ab und an auf den alten
bequemen Wegen von meiner Arbeit erhole.
Hauptsache ich verliere das Neue nicht ganz aus dem Blickwinkel...dann kann ich immer weiter machen.Lieber aus der Rolle fallenals in eine Falle rollen
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02.08.2010, 14:57
AW: Welche Hebel habt ihr gerade erfolgreich umgelegt?
"Man weiß immer, dass man jemand ganz Besonderen gefunden hat, wenn man einfach mal für ’nen Augenblick die Schnauze halten und zusammen schweigen kann."
(Mia Wallace)
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02.08.2010, 15:20
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02.08.2010, 16:10
AW: Welche Hebel habt ihr gerade erfolgreich umgelegt?
Puuh, na, das kann ich Dir so nicht sagen. War auch nur eine Idee. Ob es auf Dich zutrifft weiß ich natürlich nicht.
Ich wollte meinen Haupthebel lange Zeit nicht sehen. Ich hab immer andere gesucht, nur um ihm aus dem Weg gehen zu können.
Ich hatte einfach Angst.
Bei mir war es letztlich nicht die Zeit, die mich auf die Spur brachte, sondern der Mut.
Mut, um nicht mehr den Weg des geringsten Widerstandes zu gehen.
Mut, mich dem zu stellen, was dann kommt.
Heute schreibt sich das so leicht..."Man weiß immer, dass man jemand ganz Besonderen gefunden hat, wenn man einfach mal für ’nen Augenblick die Schnauze halten und zusammen schweigen kann."
(Mia Wallace)
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02.08.2010, 19:18Krusmyntagelöscht
AW: Welche Hebel habt ihr gerade erfolgreich umgelegt?
Wie erleichternd, dass Ihr das hier alle so beschreibt, wie ich es im Moment ganz krass erlebe.
Liebe Riva,
es ist unsagbar schwer, und schmerzhaft! Und auch wegen der Erkenntnisse! Die sind bei mir so bitter, weil ich so tief spüre, was ich in meinem Leben bisher schon so lange hätte anders machen sollen, und wieviel schöner ich es hätte womöglich verbringen können.
Für mich fühlt es sich auch wie ein Überlebenskampf an, wie bei Dir.
Aber ich habe ihn auf mich genommen, weil ich spüre, dass so viel Potential darin liegt, es ist wie eine wirklich anstrengende Geburt von etwas eigentlich ganz eigenem:
meinem wahren Selbst.
Genau das ist es, was mich einzig weiter antreibt.
Und alle Zweifel und Ängst zu besänftigen, trotzdem die Hoffung immer wieder nähren, mutig dagegen an zu gehen, das ist es wohl, was so anstrengt.
Genau diese Erkenntnis war für mich irgendwie befreiend, hat den Hebel letzlich bewegt, mich ihn bewegen lassen:
denn wenn ich für mich alleine bin, dann kann ich auch alleine über mich entscheiden, meine eigenen Regeln aufstellen, meine Toleranzschwelle selbst festlegen und mein Bedürfnisminimum, welches ich vom Leben einfordere. Das ist ein echter Paradigmenwechsel für mich, das könnt Ihr mir glauben!
Meine geradezu körperlichen SChmerzen im Moment sind nur die Angst davor, dass ich mir Illusionen mache über die Antwort von der Umwelt auf mein verändertes Selbst und Verhalten. Noch traue ich mich nicht, daran zu glauben, es könnte wirklich funktionieren.
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02.08.2010, 21:20
AW: Welche Hebel habt ihr gerade erfolgreich umgelegt?
Liebe Pyra, für mich ist die Antwort ja, ganz klar ja, es wird irgendwann besser und leichter. Teilweise erlebe ich das gerade, aber ich kenne auch diese Momente, wo alles nur noch schwer und anstrengend ist und wo ich feststelle, dass sich hinter einem Muster (Hebel) unzählige andere verbergen und erst das Umlegen des einen Hebels überhaupt dazu führt, einen anderen zu sehen. Und ich sitze manchmal da und denke mir, dass ich gar keine Kraft mehr habe, aber sie ist dennoch da. Ich bin zuversichtlich, dass das jetzt mein Weg ist und dass ich es in der Hand habe, die Hebel umzulegen, um mein Leben zufriedener, selbstbestimmter und mit Selbstliebe zu leben.
Versuch, Dich nicht allzusehr unter Druck zu setzen - wobei ich selbst so bin, dass es mir oft viel zu langsam geht und ich das Gefühl habe, wenn ich es richtig machen würde, dann würde es mir besser gelingen. Aber ich glaube da gibt es kein richtig oder falsch, da gibt es nur das eigene Tempo und den eigenen Weg und meiner hat auch das ein oder andere Mal eine Sackgasse, die mich zwingt, nochmal zurückzugehen und einen anderen Weg einzuschlagen.Nicht müde werden. sondern dem Wunder leise wie einem Vogel die Hand hinhalten (Hilde Domin)
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03.08.2010, 08:26Nancissimagelöscht
AW: Welche Hebel habt ihr gerade erfolgreich umgelegt?
Ich finde das Bild mit der Geburt sehr passend und schön! Und vielleicht lässt es sich weiter fortführen: Das, was vorher gewesen ist, war nicht sinnlos. Es hat Dich genährt, Dir Schutz gegeben. Aber jetzt hat es seine Funktion erfüllt. Wenn Du "geboren" bist, bist Du in einem anderen Raum, brauchst einen anderen Schutz und Nahrung, die Du Dir zunehmend eigenständiger selbst zuführst.
Und: Ein Neugeborenes ist empfindlich, zart und zerbrechlich. Es ist okay, auch in der Neugeborenenzeit noch Schutz zu bekommen, sonst wäre man so sehr überfordert, dass es wieder um Leben und Tod geht.
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03.08.2010, 09:16
AW: Welche Hebel habt ihr gerade erfolgreich umgelegt?
Aber jetzt hast Du genug Mut und Kraft gesammelt um die
notwendigen Dinge anzugehen.
Warum willst Du dich mit Gedanken beschweren die in die
Vergangenheit führen?
Schau einfach nach vorne. Ich wünsche Dir die Leichtigkeit
eines Vogels während Du deine persönlichen Hürden und Berge
in Angriff nimmst.Lieber aus der Rolle fallenals in eine Falle rollen
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03.08.2010, 19:40Krusmyntagelöscht
AW: Welche Hebel habt ihr gerade erfolgreich umgelegt?
Genauso fühle ich mich jetzt, Du triffst es genau! Das Neue fühlt sich genauso bedroht an, und ehrlich gesagt, im Moment weiß ich nicht, ob "es" lebensfähig ist, dieses ureigene, unverstellte Selbst, das nicht gefallen will, das nicht buhlt, und nicht verhandelt, weil es sich nur an sich selbst orientiert.
Seltsamer Weise kommt jetzt gerade so viel an Altem in mir hoch, was wieder Herrschaft übernehmen will. Und es stellt sich heraus, dass das Festhalten und sich nicht ändern auch ganz viel Bequemlichkeit und Sicherheit gegeben hat, so paradox es auch klingt.
Sich anzupassen, klein beizugeben um des lieben Frieden Willens, zuerst an Andere zu denken, wie sie sich fühlen, was sie brauchen, was sie denken oder denken könnten, das hat mir die scheinbare Sicherheit gegeben, dazuzugehören.
Dabei ist mir gerade das oft als Schwäche ausgelegt worden.
Jetzt scheine ich wirklich in so einem Stadium zu stecken, wo ich an mir selbst doch wieder so zweifle. Ich wünschte, ich wäre jetzt nicht gar so alleine mit dem Wagnis, alles alte aufzugeben, und nicht zu wissen, ob ich mich selbst nicht doch überschätze.
Das ist ein wunderschönes Bild, riva!
Und ich wünsche Dir ganz genauso die Flügel, um darüber hinweg zu fliegen, was Du überwinden möchtest.
Aber ein Vogel muss wohl irgendwo auch einfach losfliegen, sich von der Klippe in die Tiefe stürzen, die Flügel ausbreiten und fliegen.
Und ich hoffe, dass uns allen hier eine gute Thermik unter unsere Flügel greift, die uns trägt.
Ich bin abgesprungen, habe die Flügel auch ausgebreitet, und jetzt muss ich versuchen, fliegen zu lernen, bevor ich unten aufschlage...
In diesem Sinne allen hier einmal alles Liebe gewünscht!
P.S. Eure Signaturen sind einfach klasse!