Hallo,
nachdem ich eine Weile mitgelesen habe, denke ich, vielleicht passen meine derzeitigen Grübeleien in dieses Forum, und jemandem fällt was dazu ein, oder vielleicht hat hier auch jemand ähnliche Erfahrungen oder Lust sich auszutauschen.
Ich bin Anfang 50 und an einem komischen Punkt in meinem Leben. Mal bin ich mal sehr zufrieden oder sogar glücklich - und dann erscheint mir wieder alles arm und leer, und ich bekomme Angst vor der Zukunft, fühle mich einsam und deprimiert.
Letzteres überwiegt leider seit einiger Zeit, und ich möchte für mich klären, was los ist. Oder hab ich nur Stimmungsschwankungen? Hormone? Aber ein paar Sachen sind dann doch wieder real...
Mein Grundkonflikt ist das Spannungsfeld zwischen persönlicher Freiheit auf der einen Seite und dem Wunsch, aufgehoben zu sein, auf der anderen Seite, glaube ich. Ich bin eine sehr selbstständige und freiheitsliebende Person, und habe auch immer Wert auf Freiräume gelegt, beruflich wie privat. Ich war lange freiberuflich tätig, habe nie geheiratet. Ich habe ein paar Freunde, aber ich teile nicht den Alltag mit ihnen. Das bewahrt mich einerseits davor, Dinge tun zu müssen, die ich nicht mag. Ich lebe so gesehen recht selbstbestimmt, und ich kann mich auch ganz gut selbst beschäftigen. Mit vielen Menschen langweile ich mich... da bin nicht sooo leidensfähig... Kommunikation und Kontakt habe ich über den Job. Und abends und in der Freizeit bin ich ja oft ganz froh, meine Ruhe zu haben.
Aber andererseits fehlt mir manchmal Gesellschaft und Geborgenheit. An Feiertagen wie jetzt schlägt regelmäßig der Feiertagsblues zu, wenn ich allein bin, was meistens der Fall ist. Denn offenbar gehöre ich nirgends zum innereren Zirkel, sprich, alle haben was anderes vor. Meistens mit Familie, manchmal halt mit anderen Freunden. Ich bin dann allein mit meinem Sohn - was mir für ihn auch leid tut. (Früher hatten wir allerdings mehr Gesellschaft.)
Meine Familie wohnt eine Tagesreise entfernt und ich bin da auch eher distanziert. Habe ein eher mittelprächtiges Verhältnis zu meinen Eltern, und überhaupt ist das eine Welt voller Ehepaare und "heiler" Familien. Da fühle ich, alleinerziehend mit fast volljährigem Sohn, mich fremd und außenseitermäßig. Diese Art zu leben - Mann, Kind, Reihenhaus - habe ich für mich immer abgelehnt. Danach sehne ich mich auch heute nicht.
Aber ich frage mich: Was habe ich denn statt dessen aus meinem Leben gemacht? Habe ich den falschen Weg eingeschlagen? Hätte ich doch lieber auf Familie gesetzt? Früher war ich geselliger, aber in letzter Zeit fehlt mir die Energie, was zu organisieren und haben die anderen Leute auch alle so viel zu tun - und ziehen sich immer mehr in ihre Familien oder Partnerschaften zurück. Es scheint, als hätte mir mein Individualismus nicht viel gebracht... ich habe nicht so viel aufgebaut in dem Sinne, weder sozial noch materiell... Eine Liebesbeziehung habe ich zwar auch, aber sie hat den Charakter einer Langzeitaffäre. Sie ist sehr schön, läuft aber quasi neben meinem Leben her.
Mit all dem hadere ich, fühle mich einsam und nicht richtig eingebunden, und manchmal fehlt mir auch Anregung und Gesellschaft. Zu einem runden Geburtstag könnte ich, wenns hoch kommt, 10 Freunde einladen. So wollte ich nie werden und nie sein! Bin ich gescheitert? Wie kann ich meine wirren Gedanken sortieren?
Ich hör mal auf an dieser Stelle, soll ja kein Roman werden, und falls jemand überhaupt etwas damit anfangen kann, beantworte ich gerne noch andere Fragen.
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Ergebnis 1 bis 10 von 538
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16.04.2017, 14:19
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Bin ich gescheitert? Oder ist das Leben eben so?
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16.04.2017, 14:42
AW: Bin ich gescheitert? Oder ist das Leben eben so?
ich bewundere die konsequenz mit der du deinen weg gegangen bist.
ich bin ein paar jahre älter als du- und ich habe so rund um den 50. auch bilanz gezogen. was wollte ich? wo bin ich jetzt? welche träume sind als seifenblasen geplatzt? was hatte ich eigentlich vom leben "anders bestellt"?
auch gerade weil es mit 48 eine grossen umbruch gab- bilanz wo bin ich? was will ich?
und dann ziele neu und diesmals genauer definiert. was wurde probiert und hat nicht funktioniert? was weiss ich heute eher über mich als mit anfang zwanzig? usw.
ich glaube bilanz ist wichtig. auch um sich klar zu werden: wo will ich noch hin?
klar kommen da gedanken: was wäre wohl geworden wenn ......................................
aber das weiss man/frau nicht.
ich habe in meiner zweiten pubertät (wechseljahre) mich, meine fähigkeiten, meine mankos und meine ziele neu definiert und sortiert.
vieles ist nicht so gelaufen wie ich es wollte. aber ich sehe es nicht als scheitern. sondern als lernerfahrungen. manche tun ziemlich weh- andere sind schön.
ein buntes leben. und vorallem mit sehr viel selbstbestimmung!!hinfallen ist keine schande, liegenbleiben schon.
das leben ist kostbar, lasst uns jeden tag gebührlich feiern
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16.04.2017, 15:14
AW: Bin ich gescheitert? Oder ist das Leben eben so?
"Gescheitert", weil ein Bereich im Leben nicht optimal gelaufen ist? Das ist doch sehr übertrieben.
Du hast vieles hingekriegt!
Du hast ein Kind, wie schön!
Wennm an zum innercircle gehören will, muss man Energie hinein stecken, in diesen circle. Das möchtest du nicht. Also ist die Folge davon, dass du keinen circle hast.
Vielleicht möchtest du das nochmal ein wenig überdenken, um deiner Einsamkeit an gewissen Tagen zu entgehen. Man muss (!) flexibel und tolerant sein, um ein soziales Wesen zu bleiben. Wenn andere HundKatzeMaus leben, dann ist das bitteschön ok. Du musst nicht überheblich darüber urteilen. Es ist anders, aber nicht besser oder schlechter. Vielleicht liegtr auch da ein wenig der Hund begraben, dass du dein "so leben" für besser hältst, als das anderer. Das bringt man ja rüber, ist klar ne.The original Karla
est. 2006
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16.04.2017, 17:37
AW: Bin ich gescheitert? Oder ist das Leben eben so?
Wie kommst Du darauf? Ich lese das nicht.
@wasnunwasnoch
Es gibt vielfältige Lebenskonzepte, wenn man die Gängisten nicht lebt fühlt man sich u.U. schon mal außen vor.
Ich gehöre auch nicht zu der von Dir beschriebenen Fraktion. Zudem habe ich mich auch noch gegen Kinder entschieden.
Du hast Dich dafür entschieden so zu leben und fragst Dich jetzt, ob das so noch stimmt. Das kannst Du tun und Bilanz ziehen. Ich glaube aber man kann nicht gegen seine Natur leben. Es wird immer darum gehen eine Balance zu finden. Scheitern, wenn überhaupt, wäre wenn Du Dir etwas anderes in Deinem Leben gewünscht hättest. Aber den Eindruck habe ich nicht.
Such Dir Menschen die ähnlich ticken und leben wie Du. Und guck, ob Du tatsächlich etwas ändern möchtest.
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16.04.2017, 18:55
AW: Bin ich gescheitert? Oder ist das Leben eben so?
Ich habe das halt so gelesen. Zwischen den Zeilen.
The original Karla
est. 2006
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16.04.2017, 19:17
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AW: Bin ich gescheitert? Oder ist das Leben eben so?
Ich kann das gut verstehen, denn bei mir ist es ähnlich und ich fühle mich derzeit auch ein wenig abseitig von der Gesellschaft und allem. Ich gehe aber fest davon aus, dass das nur ein vorübergehender Zustand ist und sich die Richtung wieder ändern wird. Es gab immer schon gute und schlechte Phasen bei mir.
Bin ich gescheitert?
Wie kann ich meine wirren Gedanken sortieren?
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16.04.2017, 19:36
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AW: Bin ich gescheitert? Oder ist das Leben eben so?
Ein bisschen sehe ich das auch so.
Es klingt so, als ob du diesen "heile" Familienlebensstil ablehnst, dich dann aber beschwerst, dass du an Feiertagen allein mit Sohn zu Hause sitzt.
Man muss auch etwas investieren, Freundschaften pflegen usw.. Wenn du immer so reserviert rueberkommst, dann ist es fuer andere vielleicht schwerer etwas mit dir zu unternehmen?
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16.04.2017, 19:57
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AW: Bin ich gescheitert? Oder ist das Leben eben so?
Danke ;-)
Man könnte es allerdings auch als Sturheit bezeichnen. Oder als Flucht... Je nach Tagesform.
ich bin ein paar jahre älter als du- und ich habe so rund um den 50. auch bilanz gezogen. was wollte ich? wo bin ich jetzt? welche träume sind als seifenblasen geplatzt? was hatte ich eigentlich vom leben "anders bestellt"?
auch gerade weil es mit 48 eine grossen umbruch gab- bilanz wo bin ich? was will ich?
und dann ziele neu und diesmals genauer definiert. was wurde probiert und hat nicht funktioniert? was weiss ich heute eher über mich als mit anfang zwanzig? usw.
ich glaube bilanz ist wichtig. auch um sich klar zu werden: wo will ich noch hin?
klar kommen da gedanken: was wäre wohl geworden wenn ......................................
aber das weiss man/frau nicht.
ich habe in meiner zweiten pubertät (wechseljahre) mich, meine fähigkeiten, meine mankos und meine ziele neu definiert und sortiert.
ein buntes leben. und vorallem mit sehr viel selbstbestimmung!!
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16.04.2017, 19:57
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AW: Bin ich gescheitert? Oder ist das Leben eben so?
Huch, doppelt?
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16.04.2017, 20:10
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AW: Bin ich gescheitert? Oder ist das Leben eben so?
Es ist schon ein Bündel, mit dem ich unzufrieden bin. Mein Sozialleben gefällt mir nicht, meine Wohnsituation gefällt mir nicht, und finanziell ist es auch nicht toll.
Du hast vieles hingekriegt!
Du hast ein Kind, wie schön!Wennm an zum innercircle gehören will, muss man Energie hinein stecken, in diesen circle. Das möchtest du nicht. Also ist die Folge davon, dass du keinen circle hast.
Vielleicht möchtest du das nochmal ein wenig überdenken, um deiner Einsamkeit an gewissen Tagen zu entgehen. Man muss (!) flexibel und tolerant sein, um ein soziales Wesen zu bleiben. Wenn andere HundKatzeMaus leben, dann ist das bitteschön ok. Du musst nicht überheblich darüber urteilen. Es ist anders, aber nicht besser oder schlechter. Vielleicht liegtr auch da ein wenig der Hund begraben, dass du dein "so leben" für besser hältst, als das anderer. Das bringt man ja rüber, ist klar ne.
Mein Dilemma ist halt, dass es mir nicht hilft, meine Zeit mit Leuten zu verbringen, mit denen ich nicht wirklich was anfangen kann bzw. die völlig anders ticken als ich. Dergleichen Erfahrungen habe ich ausreichend gemacht. Ich frage mich aber auch, ob ich vielleicht zu wählerisch bin?
Andererseits gibt es ja durchaus Menschen, mit denen ich mich wohl fühle. Und der Mangel an Gesellschaft liegt nicht allein an mir. Sondern ich habe - vor allem in den letzten Jahren - erlebt, dass Leute, die auch ein wenig "anders" leben wollten früher, plötzlich ein Verhalten an den Tag legen, als wollten sie irgendwelche Schäfchen ins Trockene bringen. Sie ziehen sich in Partnerschaften zurück und igeln sich in Gärten am Stadtrand ein, Single-Freundinnen versuchen sich krampfhaft zu verpartnern...
Manchmal habe ich das Gefühl, ich bin die einzige, die die Sache mit dem etwas anderen Lebensentwurf ernst genommen hat...